Voller Erwartung sitzt das Ehepaar beim Autohändler. Sie benötigen ein neues Auto, das sich für die Bedürfnisse einer Rollstuhlfahrerin umrüsten lässt. Da wäre doch ein E-Auto perfekt! Aber der Verkäufer zerschlägt den Traum direkt: „Von einem E-Auto würde ich Ihnen definitiv abraten, das können Sie nicht händeln.“ „Wie bitte? Warum denn das?“ „Naja, mit Ihrem Rollstuhl kriegen Sie da nur Probleme.“
Die Kabel zu schwer, die Displays zu hoch, der Boden vor der Säule nicht mit dem Rollstuhl befahrbar – das sind nur einige der Barrieren, mit denen Menschen mit körperlichen Einschränkungen beim Aufladen ihrer Fahrzeuge zu kämpfen haben. So wird die Nutzung von Elektroautos für ältere Menschen, Gehbehinderte oder Rollstuhlfahrer stark erschwert oder gar unmöglich gemacht. Sie können nicht von den Vorteilen der umweltfreundlichen Fahrzeugtechnik profitieren, weil die Hürden in der alltäglichen Nutzung zu hoch sind. Inklusion in der Fahrzeug- und Infrastrukturkonzeption – selbst im Jahr 2023 offensichtlich noch nicht selbstverständlich.
Dass beim Ausbau der Ladeinfrastruktur die Barrierefreiheit bislang vernachlässigt wurde, erfordert nun Korrekturen. Initiativen von Betroffenen, Verbänden und Herstellern arbeiten bereits an Lösungen. Das kostet Geld und Zeit. Es ist zu befürchten, dass Betroffene in Zukunft besonders skeptisch gegenüber der E-Mobilität sein werden.
Dabei hätte es nicht so weit kommen müssen: Die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen hätten von Anfang an bei der Entwicklung der Säulen bis hin zu deren Positionierung berücksichtigt werden können und müssen.
Um solche Fehler bei der Planung und Gestaltung von Produkten und den dazugehörigen Prozessen zu vermeiden, ist es wichtig, die Anforderungen aller potenziellen Nutzer bereits im Entwicklungsprozess zu berücksichtigen. Was wird gebraucht, wie wird das Produkt verwendet und wie interagieren die Nutzer damit?
Neues Team bei infas
Anders als die Auftraggeber und Entwickler selbst sowie klassische Marktforscher blickt infas aus der sozialwissenschaftlichen Perspektive auf die Prozesse, die ein neues oder bestehendes Produkt umgeben. Das Team aus dem Bereich der Mobilitäts- und Regionalforschung bietet qualitative Beobachtungsverfahren an, um bei der Entwicklung und Verbesserung produktbegleitender Prozesse empirisch fundiert zu unterstützen. Dabei nehmen die Projektbeteiligten alle relevanten Variablen eines Prozesses aus Sicht der Verbraucher und Nutzer in den Blick. Dadurch können Unklarheiten und Optimierungspotenziale noch besser erkannt werden.
Bei einem neuen Projekt setzt sich das infas-Team zunächst zusammen und durchdenkt den zu untersuchenden Prozess, stets mit dem sozialwissenschaftlichen Blick auf die Nutzerperspektive. Danach wird die Messung geplant und durchgeführt. Hierfür stehen verschiedene Methoden zur Verfügung:
- In Gruppendiskussionen begegnen sich Menschen mit verschiedenen Hintergründen und tauschen sich aus. Gemeinsam können die Teilnehmer die geäußerten Gedanken aufgreifen und weiterentwickeln.
- In Einzelinterviews beschäftigen sich einzelne Probanden im Detail mit dem Produkt und seiner Handhabung. Im vertraulichen Kontext können sie ihre individuellen Meinungen, Bedürfnisse und bestehende Probleme offen und ehrlich ausdrücken. Einflüsse durch andere Teilnehmer sind dabei ausgeschlossen. Besonders bei komplexen Themen bieten Einzelinterviews nuancierte, tiefgründige Einblicke.
- Durch alltagsnahe Beobachtung können die Erlebnisse der Probanden im Umgang mit dem Produkt betrachtet werden, ohne dass die Forscher mit den Probanden interagieren. Unbewusste Verhaltensweisen, die in Befragungen nicht zur Sprache kommen, werden hier deutlich.
- Auch die teilnehmende Beobachtung ermöglicht direkte Einblicke in den Umgang der Probanden mit dem Produkt. Durch den direkten Kontakt zu den Forschern entsteht ein Vertrauensverhältnis, was die Probanden ermutigen kann, sich offen zu äußern. Zudem können die Forscher beobachtungsbegleitend Fragen stellen, um genauer zu verstehen, welche Erfahrungen die Probanden im Umgang mit dem Produkt machen.
- In einer Market Research Online Community (MROC) nehmen zuvor ausgewählte Teilnehmer an einer geschlossenen Austauschgruppe teil. Über einen Zeitraum von etwa zwei Wochen dokumentieren sie ihre Erfahrungen im Umgang mit dem Produkt und tauschen sich darüber aus. Sie können zudem neue Vorschläge zum Produkt bewerten und ihre eigenen Ideen mitteilen.
Passgenaue Abstimmung
infas legt die Forschungsmethode gemeinsam mit dem Auftraggeber fest, sodass sichergestellt ist, dass sie zum jeweiligen Forschungsziel passt. Außerdem wird ein Leitfaden entwickelt, der gewährleistet, dass alle untersuchungsrelevanten Themen und Aspekte abgedeckt werden.
Um optimale Forschungsbedingungen zu schaffen, rekrutiert infas die benötigten Teilnehmer für die gewählten methodischen Vorgehensweisen. Die Stichprobe wird auf die spezifischen Anforderungen des Projektes abgestimmt, um sicherzustellen, dass sie alle relevanten Nutzergruppen abdeckt. Der Forschungsprozess wird stets durch erfahrene infas-Projektleiter begleitet, die sicherstellen, dass die Untersuchung dem abgestimmten Leitfaden folgt. Auf Basis der Forschungsergebnisse entwickelt das infas-Team Checklisten und Protokolle, die die Bedürfnisse der Nutzer widerspiegeln. Auf diese Weise wird die Konsumentenperspektive professionell in den Entwicklungsprozess eingebunden.
Im Falle der E-Autos hätte die Beratung durch infas dazu geführt, dass die mangelnde Nutzbarkeit der Produkte spätestens beim Testen der Prototypen aufgefallen wäre. Das Team hätte Unstimmigkeiten zwischen den Bedürfnissen von Testnutzern aller Art und der Beschaffenheit der Ladesäulen erkannt und den Hersteller darauf hingewiesen. Dieser hätte die Chance gehabt, sein Produkt anzupassen und so verhindert, dass eine große Gruppe potenzieller Nutzer außen vor gelassen wird.
Bisherige Projekte
infas untersucht Prozesse aus vielen verschiedenen Themenbereichen. Der Fokus liegt dabei im Bereich von Transformation und Neuorientierung mit Blick auf Nachhaltigkeit. Beispiele sind:
- Mobilität allgemein
- Öffentlicher Personenverkehr
- Automobilität
- Verkehrssicherheit
- Familie
- Regionalforschung
Kontaktieren Sie uns!
Sie möchten sicherstellen, dass Ihre Innovationen für alle Nutzergruppen funktionieren? Weitere Auskünfte zum Angebot von infas zur Unterstützung in der Produktentwicklung gibt Ihnen Stefan Heider unter 0228/3822-440 oder per E-Mail: .