Fürs Studium in die große weite Welt? Nicht unbedingt

Wenns ans Studieren geht, stellt sich gleich nach der Entscheidung ob BWL, Chemie oder doch Kunstgeschichte die Frage: „Wo denn?“ – also eine Mobilitätsentscheidung, die oft ein Leben prägt. In Deutschland tut sich den Studienanfängern ein Kosmos aus mehr als 400 Hochschulen auf, aus dem es zu wählen gilt. Zwischen Flensburg und Friedrichshafen scheint jede Stadt und jedes Städtchen ein potenzielles neues Zuhause für Studenten zu sein. Natürlich bietet nicht jede Universität jeden Studiengang an; nicht jede Hochschule ist in jedem Studienbereich renommiert; nicht jede Uni hat einen attraktiven Standort – und nicht jede Uni nimmt jeden Bewerber.

Zu Hause ausziehen? Uni wechseln? Ins Ausland gehen? JA! … oder lieber doch nicht.

Trotz der großen Auswahl an Hochschulen in Deutschland entscheidet sich mit 55 Prozent der größte Teil der Befragten für einen Studienort, der weniger als 100 Kilometer von ihrem Heimatort entfernt liegt. Aus den Alpen an die Küste oder andersherum scheint nicht der Trend zu sein. Vielmehr scheint eine bequem zu überbrückende Distanz eher erstrebenswert, sodass sich die Fahrt in die Heimat für ein Wochenende oder sogar einen kleinen Sprung „nach Hause“ unter der Woche lohnt. Die schnelle Erreichbarkeit von Eltern, Freunden und Bekannten und das Verbleiben in altbekannten Gefilden hat Priorität. So überschreiten die 300-Kilometer-Grenze zwischen Heimat- und Studienort nur 15 Prozent der Befragten. Diese Vorlieben haben sich nach den Ergebnissen im Generationsverlauf kaum verändert. Die Vorteile der Heimatnähe suchten Studierende schon immer mehrheitlich. Auch ob Frau oder Mann spielt hier keine Rolle. Beide Geschlechter teilen diese Vorliebe gleichermaßen.
Zwar studiert der größte Teil der Befragten weniger als einer Autostunde von ihrem Heimatort entfernt. Doch eine Gelegenheit, aus dem Elternhaus auszuziehen, scheint das Studium allemal: Zwei Drittel der befragten jetzigen oder ehemaligen Studenten leben (oder lebten) während der Studienzeit in einem eigenen Haushalt. Mit 18 Prozent bleibt (oder blieb) nur knapp ein Fünftel der Befragten während des Studiums Zu Hause bei den Eltern. Dieser Anteil ist bei einer geringen Studienortentfernung von bis zu 50 Kilometern mit etwa 30 Prozent zwar deutlich höher, aber auch hier bleibt diese Gruppe eine Minderheit. Lediglich bei den jungen Befragten im Alter zwischen 18 und 24 Jahren ist es ein größerer Anteil – von ihnen wohnen 38 Prozent während des Studiums noch bei ihren Eltern. Im Laufe der Studienzeit werden 12 Prozent der Befragten nach eigenen Angaben flügge und ziehen in einen eigenen Haushalt.

Studienortwechsel? Wenn schon, denn schon.

Studienortwechsel während des Studiums: Mehrheit bleibt an einem Hochschulstandort

Nach einem (beabsichtigten) Wechsel des Studienorts gefragt, antworten gut zwei Drittel der Befragten: „Nö.“ Auch hier ist insgesamt eher eine Tendenz hin zum Altbekannten zu erkennen. Doch wenn die Schwelle einmal überwunden ist, fallen weitere Wechsel offenbar leichter. Viele der befragten Hochschüler und Hochschulabsolventen, die den Studienort gewechselt haben – oder es noch vorhaben, wagen diesen Schritt nicht nur einmal. Immerhin 42 Prozent von ihnen haben an mehr als zwei verschiedenen Orten studiert. Und ganz nach dem Motto „Wenn schon, denn schon“ zieht es mit 86 Prozent beinahe alle Studienortwechsler (auch) ins Ausland. „Erasmus“ und „Auslandssemester“ sind in aller Munde und in vielen Studiengängen sogar fest vorgesehen. Gerade bei den jungen Befragten, die sich häufig in der ersten Studienphase befinden, ist der Planungsgrad hinsichtlich eines möglichen Studienortwechsels besonders hoch. Fast zwei Drittel der Befragten zwischen 18 und 24 Jahren haben bereits gewechselt oder haben es noch vor. Das Bachelor-Master-System ist sicherlich einer der Katalysatoren. Der Bachelor wird noch in der Uni „um die Ecke“ absolviert. Für den Masterstudiengang besteht dann die Absicht, die Uni zu wechseln und damit das Studium an einem anderen Standort fortzusetzen.

Ein Blick in die Ergebnisse der höheren Alterskohorte, die in der Regel ihre Hochschulzeit hinter sich haben, gibt allerdings einen kleinen Ausblick, wie viele der geplanten Ortswechsel realisiert werden: Ein Drittel der Befragten im Alter von 25 bis 34 Jahren haben ihren ersten Studienort zugunsten eines Wechsels verlassen. Demzufolge verbleiben 66 Prozent bis zu ihrem Abschluss an dem Ort, wo alles begann. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob das inszwischen fast flächendeckende Bachelor-Master-System in Zukunft doch stärker zur Studierendenmobilität beitragen wird.

Zum Weiterlesen: Süddeutsche Zeitung (2012): Warum Studenten das Hotel Mama besser verlassen
Zeit Online (2013): Wie flexibel muss ich sein?