Zusammenhalt – gar nicht so einfach

Die erste Lagemaß-Ausgabe 2013 widmete sich dem Schwerpunkt „Teilhabe“. Fünf Jahre und sechs Hefte später lautet das Thema „Zusammenhalt“. Dies sind zwei Facetten eines Konstrukts. Empirisch gesehen ist Zusammenhalt mehr als Teilhabe. Aber auch Teilhabe ist mehr als Zusammenhalt. Wir haben uns der empirischen Gestalt beider Aspekte in unterschiedlichen Formen immer wieder angenommen.
Der seit 2007 erhobene infas-Lebenslagenindex (ilex) befasst sich mit beiden Dimensionen. Er ist ein infas-Eigenprojekt und basiert auf einer inzwischen beeindruckenden Zeitreihe (siehe Textbox unten). Aber auch im Rahmen beauftragter Projekte haben wir uns gerade in jüngster Zeit intensiv mit dieser Themenstellung auseinandergesetzt, zuletzt in Erhebungen im Auftrag der Bertelsmann Stiftung, der Robert Bosch Stiftung sowie des Freiwilligensurveys im Auftrag des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA). Ebenso zählen die Arbeiten zur „Vermächtnisstudie“, die infas gemeinsam mit der Wochenzeitung DIE ZEIT und dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) erbracht hat, dazu.
Die aktuell in Deutschland und darüber hinaus geführte Debatte etwa rund um Formen des Rechtspopulismus oder um Fragen nach Arm und Reich wirft ein besonderes Licht auf das Konstrukt „Zusammenhalt“. Zugespitzt und vereinfachend formuliert wird gefragt, ob die soziale Ungleichheit zunimmt, ob sich Ost- und Westdeutschland verstehen, ob Lebenswelten weiter auseinanderlaufen oder in sich geschlossener werden und wie möglichen Defiziten begegnet werden kann. Doch ist überhaupt ein Defizit zu verzeichnen oder steht es besser um den Zusammenhalt als oft vermutet? Welche empirischen Ansätze sind für eine Messung geeignet? Und was zeigen Befragungsergebnisse, die bei infas in den vergangenen Jahren dazu entstanden sind? Dazu möchten wir an dieser Stelle einige Befunde vor- und zur Diskussion stellen. Natürlich ist damit kein Anspruch auf Vollständigkeit oder auch nur auf eine umfassendere Annäherung verbunden, es sollen lediglich Impulse zum weiteren Nachdenken gegeben werden.

Zusammenhalt operationalisieren

Zusammenhalt wird in der Regel als Merkmal eines Gemeinwesens verstanden und wissenschaftlich unter dem Begriff der sozialen Kohäsion (Günter 2009: 376) zusammengefasst. Davon ausgehend wird beispielsweise im „Radar zum gesellschaftlichen Zusammenhalt“ der Bertelsmann Stiftung für eine systematische empirische Analyse ein dreidimensionales Modell vorgeschlagen. Es unterscheidet die Dimensionen „Soziale Beziehungen“, „Verbundenheit“ und „Gemeinwohlorientierung“. Diese werden in weitere Unterkategorien gegliedert. Für eine empirische Annäherung werden überwiegend in der internationalen Sozialwissenschaft bewährte Indikatoren herangezogen und zu einem Index verdichtet. Dieser Ansatz stellt natürlich nur eine von anderen denkbaren Operationalisierungsformen dar. Allerdings liefern die drei aufgeführten Dimensionen einen guten Ausgangspunkt für unsere kurze Betrachtung.

ilex – Der Lebenslagenindex

Der Lebenslagenindex ilex ist ein von infas berechneter subjektiver Sozialindikator für die Bundesrepublik Deutschland.
Er stellt Informationen zur gesellschaftlichen Ungleichheit in Deutschland zur Verfügung. Die Trenderhebungen zeigen im Zeitverlauf Fortschritte oder Rückschritte der Lebenslagen der Bürgerinnen und Bürger. Sie verweisen auf Prozesse sozialer Exklusion sowie auf gruppenspezifische Risiken.
Der ilex erfasst dabei die Dimensionen „Lebensbedingungen“, „individuelle Lage“ und „Zukunftserwartung“. Er wird seit 2007 in bislang neun Wellen in bundesweit repräsentativen Bevölkerungsbefragungen mit jeweils unabhängigen repräsentativen Stichproben und einem Umfang von 1.500 Interviews erhoben. Die Einstufung zum ökonomischen Status (in fünf Kategorien von sehr niedrig bis sehr hoch) wurde anhand einer empirischen Matrix aus Haushaltsnettoeinkommen und gewichteter Haushaltsgröße vorgenommen.

 

Einige der herangezogenen Merkmale sind auch Bestandteil der ilex-Zeitreihe. Damit stehen uns über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren eigene Daten zur Verfügung. Sie basieren auf telefonischen Befragungen, die bereits seit 2009 im sogenannten Dual-Frame-Verfahren in einer Kombination aus Festnetz- und Mobilfunkstichproben erhoben werden. Zusätzlich werden die jeweils realisierten Stichproben nicht nur nach den „Klassikern“ wie Haushaltsgröße, Alter und Geschlecht kontrolliert, sondern nach weiteren Merkmalen wie etwa der Tätigkeit und dem Bildungsniveau. Auch damit ist nicht vollständig sichergestellt, dass gesellschaftliche Gruppen, die durch eine geringe Teilhabe oder einen unterdurchschnittlichen Zusammenhalt gekennzeichnet sind, adäquat abgebildet werden – so können sich möglicherweise gerade diese Gruppen eher der Teilnahme an dem „sozialen Ereignis“ eines wissenschaftlichen Interviews entziehen –, aber die begleitenden methodischen Vorkehrungen sorgen für eine bestmögliche Annäherung.

Ilex 2007-2018 Subjektive Einschätzung im Zeitverlauf Liniendiagramm

Die ilex-Ergebnisse werden daher als erster Ausgangspunkt herangezogen. Im Anschluss daran greifen wir einige Befunde der Vermächtnisstudie auf. Zusammengenommen führt uns dies zu einer Reihe von Thesen, die wir hier zur Diskussion stellen.
Dabei möchten wir zunächst in einer Art Vogelperspektive den Verlauf des ilex differenziert nach vier gesellschaftlichen Gruppen über den Zeitraum von 2007 bis 2018 heranziehen. In der Abbildung dargestellt werden dazu jeweils die Indexwerte differenziert nach einer SchichtSelbstzuordnung – wie genannt in vier Stufen zwischen den Kategorien „Unterschicht“ und „Oberschicht“. Im Ergebnis zeigt der Zeitverlauf leichte Schwankungen, aber unter dem Strich ergibt sich ein relativ gleichbleibendes Bild. Aus diesem Blickwinkel betrachtet haben soziale Ungleichheiten nicht zugenommen. Wichtiger ist uns hier jedoch der deutliche Niveauunterschied zwischen den vier dargestellten Gruppen. Dieser beträgt mit einer Differenz von rund 35 Punkten immerhin etwa ein Drittel der maximalen Indexspannweite von 100 Punkten. Das Teilhabeniveau fällt also entlang der Selbstverortung zwischen „oben“ und „unten“ deutlich ab. Zumindest bezogen auf das subjektive Empfinden, das diesen Einstufungen in mehrdimensionaler Form zugrunde liegt, kann nicht von einer ähnlichen Teilhabe-Ausprägung ausgegangen werden. Da der „Zusammenhalt“ ein Teilkonstrukt des ilex darstellt, kann dies auch für die Empfindung des Zusammenhalts angenommen werden.
Hier gibt es also starke Hinweise darauf, dass die Ausprägung des Zusammenhalts nicht in allen gesellschaftlichen Gruppen ähnlich empfunden wird. Bei einer Selbsteinstufung in der „Unterschicht“ oder der „unteren Mittelschicht“ – zusammen umfassen diese beiden Segmente gut die Hälfte der Befragten – fällt der Indexwert relativ niedrig aus. Gleichzeitig verfügt – von der anderen Seite her betrachtet – die andere Hälfte der Bevölkerung im Schnitt über ein recht hohes Teilhabeniveau.

Sehr unterschiedliches Zusammenhaltempfinden, aber einhellig hohe Erwartungen

Dies bestätigt sich in der direkten Abfrage nach der empfundenen Teilhabe als übergeordnete Dimension. Der Anteil derjenigen, die sich weitgehend uneingeschränkt als „zugehörig“ zum gesellschaftlichen Leben einstufen, weicht stark von der selbst angegebenen Schichtzugehörigkeit ab. Unter den „Oberschichtlern“ geben 62 Prozent eine hohe Zugehörigkeit an (auf den beiden höchsten Punkten der verwendeten 10er-Skala im Rahmen einer aktuellen telefonischen Repräsentativbefragung von 1.085 Personen im Juni 2018). Bei den „Unterschichtlern“ beträgt dieser Anteil nur 20 Prozent. In der „unteren Mittelschicht“ liegt er bei 25 und der „oberen Mittelschicht“ bei 46 Prozent. Das Dazugehörigkeitsgefühl steigt also entlang dieser Selbsteinstufung in erheblichem Umfang linear an. Ein solch klarer Unterschied findet sich bei keiner anderen formalen sozialen oder demografischen Differenzierung, weder abhängig von verschiedenen Berufstätigkeiten, Bildungsniveaus, Altersgruppen noch dem Geschlecht. Lediglich bei der Frage nach Parteipräfenzen zeigen sich ähnliche Diskrepanzen – zwischen Nichtwählern, Unentschlossenen und Sympathisanten der AfD auf der einen und Anhängern des etablierten Parteienspektrums auf der anderen Seite. Dies gibt einen weiteren aufschlussreichen Einblick in die aktuelle Verfasstheit des subjektiv empfundenen Zusammenhalts.
Dass diese unterschiedlichen Niveaus des tatsächlichen Zusammenhalt- und Teilhabeempfindens nicht den Erwartungen der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger entsprechen, belegen die Antworten auf eine andere Frageformulierung. Mit der in diesem Zusammenhang ungewöhnlichen, aber nichtsdestotrotz vielversprechenden Operationalisierung über die Frage danach, was „Glück“ ausmache, zeigen sich in der gleichen Befragung einhellig hohe Zuordnungsraten für ausgewählte Merkmale, die mit der Dimension eines gewünschten Zusammenhalts in Verbindung gebracht werden können. Dazu zählen insgesamt zehn Dimensionen, zu denen die Antworten in der nebenstehenden Grafik abgebildet sind. Dargestellt wird jeweils der Anteil der Befragten, die das jeweilige Merkmale als zugehörig zu ihrer Glücksvorstellung einstufen – wiederum differenziert nach der bereits vorgestellten Schicht-Selbsteinstufung. Anders als bei der Empfindung der tatsächlichen aktuellen Situation unterscheiden sich die Erwartungen kaum. Merkmale, die zum Zusammenhalt gerechnet werden können, zeigen fast einhellig hohe Zuordnungsraten zwischen 80 und gut 90 Prozent, werden also bei der hier gewählten Fragestellung als „Glücksbestandteil“ eingeordnet (wie etwa Anerkennung, Freundeskreis, gute Nachbarschaft usw.). Dass dies nicht für alle Merkmale hinsichtlich des Lebensglücks zutrifft und die Befragten differenziert antworten, zeigen die vergleichsweise dargestellten, deutlich niedrigeren Zustimmungsraten bei Merkmalen zu eher materiellen Aspekten wie etwa zur Finanzkraft (Geld), zu Konsumaspekten (Reisen) oder zur Partization (Einfluss). Ähnliche Resultate liefert ein weiterer inhaltlicher Zugang, der ebenfalls auf eine subjektiv geprägte Operationalisierungsform zurückgreift. Gefragt wurde nach den Bedingungen einer Gesellschaft, wie man sie sich für seine Kinder wünscht. Die genaue Fragestellung sowie ausgewählte Antworten werden ebenfalls in der Abbildung dokumentiert. Aus einer längeren Merkmalsliste wurden dazu vier Bereiche, die zum „Zusammenhalt“ gezählt werden können, ausgewählt. Dazu gehören „soziale Gerechtigkeit“, „mehr Solidarität“, „mehr Demokratie“, aber auch „mehr Wohlstand“. Bei den ersten drei Merkmalen ergeben sich erneut hohe Zustimmungsraten im Bereich von 80 bis 90 Prozent. Ähnlich wie bei der „Glücksfrage“ fallen dagegen die Urteile bei der eher materiell orientierten Erwartung nach „mehr Wohlstand“ zurückhaltender aus. Hier liegt das Zustimmungsniveau bei nur 50 bis 60 Prozent.

Gesellschaftliche Ideale, Diagramm

Empfunden, gewünscht und erwartet – wie steht es um den Zusammenhalt?

Das so beschriebene Spannungsfeld zwischen aktueller Empfindung, hoffender Erwartung und einem Ausblick auf die tatsächlich erwartete, zukünftige Situation wurde in einer Befragung von infas, dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und DIE ZEIT untersucht. In der Vermächtnisstudie wurden im Oktober 2015 über 3.000 Personen in differenzierten Interviews persönlich befragt. Eine zentrale neu entwickelte Frageform war dabei die der „Lebenslinien“. Hier wurde in einer Dreistufigkeit für bestimmte Lebensbereiche gefragt, wie es ist, wie es sein sollte und wie es sein wird. Einige der dort verwendeten Dimensionen können dem „Zusammenhalt“ zugeordnet werden. Zentral ist dabei die „Bedeutung des Wir-Gefühls“. Über alle Befragten betrachtet, zeigt sich bei dessen genereller Wichtigkeit aktuell und der Hoffnung für die Zukunft wiederum ein hohes Zustimmungsniveau. Bezogen auf die Erwartung, wie es tatsächlich sein wird, mischt sich jedoch mehr Pessimismus in die Antworten. Die Werte sinken von einem 80-Prozent- auf ein 50-Prozent-Niveau. Ähnlich verhält es sich bei verwandten Fragestellungen, beispielsweise bei der Bedeutung von gemeinsamen Mahlzeiten. Dieser, das „Wir-Gefühl“ stärkende Aspekt, ist wichtig und erwünscht. Die Erwartung, welche Rolle gemeinsame Mahlzeiten in Zukunft spielen werden, fällt dagegen erneut gedämpft aus.
Unabhängig von der Wichtigkeits- und Zukunftseinstufung wurde für diese Merkmale in der Vermächtnisstudie auch gefragt, wie die aktuelle Situation jeweils tatsächlich bewertet wird. Bezogen auf das Ausmaß des „Wir-Gefühls“ zeigen sich ähnlich wie im ilex wenig Unterschiede nach den üblichen demografischen Merkmalen, dafür jedoch zwischen den Gesellschaftsschichten. Wer sich in der Vermächtnisstudie unterhalb der dort eingesetzten Armutslinie einstuft, ist hinsichtlich des tatsächlichen Wir-Gefühls im Schnitt deutlich skeptischer als die Gruppe derjenigen, die sich über dieser Linie sieht. Im Segment unter der Linie sehen das Wir-Gefühl rund 40 Prozent beeinträchtigt, in der Gruppe darüber nur etwa 25 Prozent. Abgeschwächt, aber in der Tendenz ähnlich, gilt dieser Unterschied ebenso für das zweite beispielhaft ausgewählte Merkmal der „gemeinsamen Mahlzeiten“ und ihrer aktuellen tatsächlichen Praxis.

Stellenwert des „Wir-Gefühls“: Einschätzung und Erwartung, Diagramm

Eine kleine subjektive, aber empirisch geleitete Bilanz

Zu was führen uns nun die ausgewählten empirischen Einblicke? Sicher stellen sie nur einen Ausschnitt dar,doch legen sie mehrere thesenhafte Schlussfolgerungen nahe, die wir hier gerne formulieren möchten.

  • In der Bundesrepublik herrscht ein breiter sozialer Konsens über die Wichtigkeit des sozialen Zusammenhalts. Diese Forderung teilen alle gesellschaftlichen Gruppen und nur eine kleine Minderheit schließt sich dieser Einstufung nicht an.
  • Damit verknüpfte Grundsätze wie etwa die Befürwortung der demokratischen Staatsform und gesellschaftlicher Solidarität werden in breiter Form geteilt.
  • Trotz dieser Übereinstimmung hinsichtlich der Grundwerte und deren Wichtigkeit auch in Zukunft ist die Zuversicht in ihre tatsächliche Stabilität mit Skepsis durchsetzt. Ob diese gerechtfertigt oder nur Ausdruck grundsätzlicher Zweifel bei einem Teil der Bevölkerung ist, muss hier dahingestellt bleiben.
  • Obwohl ein ausgeprägter Konsens über Zielrichtung und Werthaltung besteht, fällt unsere Gesellschaft bei der Beurteilung der gegenwärtigen Situation entlang der sozio-ökonomischen Zuordnung der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger relativ deutlich auseinander. Die subjektive Empfindung von Aspekten rund um die Dimension „Zusammenhalt“ ist nicht homogen. Teilhabe und Zusammenhalt werden von eher schlecht situierten Befragten weniger als gegeben empfunden als von Befragten im mittleren und oberen Bereich der gesellschaftlichen Spannweite. Über die Hälfte der Bevölkerung empfindet mehr oder weniger deutliche Defizite.
  • Dies ist durchaus ambivalent, denn einerseits überrascht ein solches Ergebnis nicht, andererseits könnten Teilhabe und Zusammenhalt als hoch eingestufte Grundwerte unabhängig von der Schichtzugehörigkeit näher beieinander liegen.
  • Dies signalisiert Nachholbedarf im sozialen Ausgleich. Damit ist nicht vorrangig die materielle Situation gemeint, aber Solidarität, Verständnis und Unterstützungsbedarf von „oben nach unten“. Wenn der Zusammenhalt einerseits als beeinträchtigt angesehen und andererseits als erstrebenswertes Ziel eingestuft wird, ergeben sich potenzielle Konfliktlinien. Waren diese in extrem ausgeprägten bundesdeutschen Aufstiegsjahrzehnten möglicherweise abgemildert oder sogar aufgefangen durch Aussicht auf Besserung und Teilhabezuwachs, könnten diese wieder stärker zutage treten, wenn diese Zuversicht beeinträchtigt ist. Sei es nur in der subjektiven individuellen Wahrnehmung oder auch gestützt durch objektive Indikatoren.
    In der Bilanz wird so die Bedeutung der Dimension „Zusammenhalt“ für unsere Gesellschaft unterstrichen. Wie sich dabei die hohe Erwartungshaltung gepaart mit einer nicht ganz so ausgebildeten Zuversicht auswirkt, ist Gegenstand aktueller politischer, sozialer und wissenschaftlicher Diskurse. Sie gewinnen durch die gezeigte unterschiedliche Empfindung der aktuellen Verhältnisse an Relevanz. Die empirische Sozialforschung ist aufgerufen, dies genau und zuverlässig zu beobachten. Dazu gehören Sorgfalt, Neugier, Offenheit und Innovation in der empirischen Analyse gleichermaßen. Das Thema hat es verdient.

Zum Weiterlesen:
Allmendinger, Jutta (2017): Das Land, in dem wir leben wollen. Wie die Deutschen sich ihre Zukunft vorstellen. Pantheon Verlag, München. Bertelsmann Stiftung (2017): Radar gesellschaftlicher Zusammenhalt. Messen was verbindet. Sozialer Zusammenhalt in Deutschland 2017. (Autoren: Regina Arant, Georgi Dragolov und Klaus Boehnke) Gütersloh.

Follmer, Robert, Jette Kellerhof und Fridolin Wolf (2018): Vom Unbehagen an der Vielfalt. Herausgegeben von der Bertelsmann Stiftung, abrufbar unter https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/ publikationen/publikation/did/vom-unbehagen-ander-vielfalt/.
Fratzscher, Marcel (2016): Warum Deutschland immer ungleicher wird. München.
Günter, Simon (2009): Bewegte Zeiten – Anmerkungen zur sozialen Kohäsion in europäischen Städten. In Informationen zur Raumentwicklung 6/2009, S. 379ff. Nachtwey, Oliver (2016): Die Abstiegsgesellschaft. Über das Aufbegehren in der regressiven Moderne. Frankfurt am Main.
Putnam, Robert D. (2000): Bowling alone: The collapse and revival of American community. New York. Reckwitz, Andreas (2017): Die Gesellschaft der Singularitäten. Zum Strukturwandel der Moderne. Berlin.
Schiefer, David, und Jolanda van der Noll (2017): The essentials of social cohesion: A literature review. Social Indicators Research (132) 2. 579–603. Simonson, Julia, Claudia Vogel und Clemens TeschRömer (Hrsg.) (2017): Freiwilliges Engagement in Deutschland. Der Deutsche Freiwilligensurvey 2014. Wiesbaden.

Beitragsbild:

Victoria Kure-Wu