Das Sozio-oekonomische Panel

Kind hält ein Notizbuch mit der Aufschrift "Science", im Hintergrund ein Planetenmodell

Neuzugang bei infas: Im Herbst 2020 hat infas den Zuschlag für die Durchführung der Erhebungen für das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) erhalten. Eine beachtliche Herausforderung, werden doch für diese Langzeitstudie jedes Jahr rund 32.000 Menschen in 22.000 Haushalten befragt. Das SOEP gilt als die älteste Langzeitstudie zu den gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland. Da die Studie während der Corona-Pandemie zu infas wechselte, ergaben sich daraus zusätzliche Anforderungen. Denn wie bei anderen Panelstudien auch, konnten bestimmte Erhebungsverfahren bzw. -methoden aufgrund der coronabedingten Einschränkungen nicht unverändert durchgeführt werden und mussten so ersetzt werden, dass die Ergebnisse im Zeitverlauf nicht beeinträchtigt werden. Das SOEP, bei Befragten auch als „Leben in Deutschland“ bekannt, ist eine Panelstudie, die seit 1984 durchgeführt wird. Damit ist es eine der am längsten laufenden multidisziplinären Panelstudien weltweit. Die Studie wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und den Bundesländern gefördert und ist beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin, angesiedelt.
Das SOEP ist eine Haushaltsstudie, die sich in drei Teilstudien gliedert, die jeweils aus mehreren Teilstichproben bestehen: dem sogenannten SOEP-CORE, der Befragung von Geflüchteten (SOEP-REF) und dem Innovationssample (SOEP-IS). Alle drei Teilstudien sind jeweils eine repräsentative Wiederholungsbefragung.

Die Teilstudie „Befragung von Geflüchteten“ (SOEP-REF) ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem SOEP, dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Die Zielgruppe dieser Teilstudie, die 2016 erstmalig erhoben wurde, sind Personen, die ab dem Jahr 2013 nach Deutschland geflüchtet sind.
Die Teilstudie Innovationssample (SOEP-IS) läuft seit 1998 und es werden vor allem innovative Inhalte für die Hauptstudie (SOEP-CORE) erprobt. Der SOEP-IS ist seit 2009 eine eigene Teilstudie des SOEP. Seit 2012 haben internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Disziplinen die Möglichkeit, eigene Fragestellungen oder Forschungsinteressen zu untersuchen. Diese sogenannten innovativen Module haben dabei vielfältige Themen und Zielrichtungen: Es kann sich dabei beispielsweise um vertiefende Fragen zu persönlichen Meinungen und Einstellungen, Fragen zu Veränderungen nach wichtigen Lebensereignissen und sogar kurze Verhaltensexperimente handeln.
Unabhängig davon, in welcher Teilstudie oder Stichprobe sich der zu befragende Haushalt oder die Befragungsperson befindet, wird alles über den Studientitel „Leben in Deutschland” kommuniziert. Für Teilnehmende ist die Begrifflichkeit Sozio-oekonomisches Panel im Allgemeinen nicht verständlich und daher als Studientitel nicht geeignet. Für die Kommunikation mit den Befragungspersonen ist ein visuelles Design entwickelt worden, das sowohl über digitale als auch analoge Medien gleichermaßen gut transportiert werden kann und die Vielfältigkeit der Studie widerspiegelt. Der Zusatz SOEP im Studienlogo und die Auswahl der Farben stellen hierbei die Verbindung zum wissenschaftlichen Gesicht der Studie dar. Die Herausforderung für das visuelle Design der Studie liegt zum einen darin, von Jung bis Alt, unabhängig vom Geschlecht, möglichst alle Menschen gleichermaßen anzusprechen, und zum anderen in den zahlreichen Varianten der Erhebungsunterlagen, die für die Logistik der Studie klar voneinander unterscheidbar sein müssen, aber trotzdem einen hohen Wiedererkennungswert bekommen sollten. Neben dem Studienlogo und einer festen Anzahl an definierten Farben ist eine Form- und Bildsprache entwickelt worden, die das visuelle Gesicht der Studie komplettiert und mit der die vielfältigen Themenfelder bebildert werden können. Das wird unter anderem auf der Studienwebseite (www.leben-in-deutschland.de) deutlich: Hier können sich alle Interessierten und Angesprochenen über die Studie informieren, es werden regelmäßig aktuelle Ergebnisse auf Deutsch und Englisch online gestellt. Bei der Fotoauswahl steht der Mensch in Interaktion im Fokus: Die ausgewählten Szenen sollen möglichst aus dem Alltag gegriffen wirken und identitätsstiftend sein. Zusätzlich ist ein Motivationsfilm für die Befragungswelle 2022 gedreht worden, der auf der Studienwebseite zu finden ist und die Studie vor allen Dingen auch neuen Befragungsteilnehmern nahebringt. Die Protagonisten im Film sind reale Personen und Familien aus der Panelstichprobe, die der Studie zum Teil schon lange verbunden sind. Sie erklären, was ihre Beweggründe sind, an der Studie teilzunehmen. Und schließlich sind kurze Motivationsvideos entstanden, in denen SOEP-Forschende und Mitarbeiter von infas sich und ihre Arbeit vorstellen und so einen Blick hinter die Kulissen der Studie gewähren. Darüber hinaus wird in jedem Video eine Kernbotschaft transportiert, die die Befragten zur (weiteren) Teilnahme motivieren. Alle diese Maßnahmen sollen Motivation und Vertrauen in die Studie geben und verstärken und damit auch die Arbeit der Interviewerinnen und Interviewer vor Ort unterstützen und im besten Fall auch vereinfachen.
Denn die Daten des SOEP werden seit Studienbeginn im Jahr 1984 in persönlichen Interviews in den Haushalten (Face-to-Face) erhoben. Zunächst wurden sie mit Hilfe von Papierfragebögen, später dann auch computerunterstützt durchgeführt. Mit den Jahren gab es auch für einzelne Teilstichproben die Möglichkeit, die Befragung online zu beantworten. Jedoch ist der Hauptmodus, nämlich Face-to-Face-Interviews, bis heute durchgehend erhalten geblieben. Neu seit 2021 ist hingegen, dass die Studienteilnehmer die Möglichkeit haben, mit ihrer Befragung auf Wunsch komplett oder teilweise in eine andere Erhebungsmethode zu wechseln. So kann die gesamte Befragung oder auch einzelne Teile dieser entweder interviewer- oder selbstadministriert beantwortet werden. Zur Auswahl stehen neben der Faceto-Face-Befragung coronabedingt eine CAPI by PhoneVariante, der computergestützte Selbstausfüller (CASI), der Papierfragebogen (PAPI), ein Online-Interview (CAWI) oder eine telefonische Befragung (CATI).

SOEP-Related Studies

Neben dem Sozio-oekonomischen Panel führt infas auch weitere sogenannte SOEP-Related Studies zu unterschiedlichen Themen durch.

SOEP-LEE2:
Die Betriebsbefragung des Sozio-oekonomischen Panels

Ausgehend von der These, dass das betriebliche Arbeitsumfeld einer Person, von wesentlicher Bedeutung für die Erklärung des Lebenserfolgs ist, verfolgen die Erhebungen in der Studie „SOEP-LEE2“ das Ziel, Personen- und Betriebsdaten zu verlinken. Derart verlinkte Datensätze ermöglichen beispielsweise die Untersuchung des Einflusses von Organisationsstrukturen und -prozessen auf soziale Ungleichheit auf Individualebene. Im Rahmen des SOEP-LEE2-Projektes werden dazu die Arbeitgeber von abhängig beschäftigten Personen aus der SOEP-CORE-Erhebung 2021 befragt. Darüber hinaus wird außerdem eine Vergleichsbefragung bei Betrieben aus der IAB-Betriebsstättendatei durchgeführt. Themen dieser Erhebungen in den Jahren 2021/22 sind insbesondere die Bewältigung der Corona-Pandemie sowie der Umgang mit der Digitalisierung und dem Fachkräftemangel. Darüber hinaus nimmt das Projekt auch Selbstständige in den Fokus. Dazu wurde ein spezielles Fragenmodul in den SOEP-CORE-Fragebogen für 2022 eingefügt. Auch im Rahmen dieser Studie wird ein Mixed-Mode-Design mit CATI , CAWI, PAPI und CAPI realisiert. Der Fragebogen für Selbstständige, der im Rahmen des SOEP-CORE 2022 erhoben wird, steht in den Methoden CAPI, CATI, CAWI und CASI zur Verfügung.
Bei diesem Projekt handelt es sich um ein Kooperationsprojekt des SOEP am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin, und des Instituts für Personal und Arbeit (IPA) der Helmut-Schmidt-Universität (HSU).

RKI-SOEP-2: Leben in Deutschland – Corona Monitoring 2021

Mit der Corona Monitoring 2021-Studie wurde untersucht, wie viele Menschen bereits mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert waren, ohne es zu gemerkt zu haben, wie viele Menschen bereits geimpft sind und wie lange Antikörper im Blut nachweisbar sind. Hierzu wurden Befragungspersonen ab 14 Jahren um die Beantwortung eines Fragebogens (schriftlich oder online) und um die Selbstabnahme einiger Blutstropfen aus dem Finger zur Bestimmung von Antikörpern gegen SARS-CoV-2 gebeten (Trockenbluttest).
Insgesamt wurden über 21.000 Teilnehmer des Sozio-oekonomischen Panels zur Teilnahme aufgerufen. Die Teilnahme an der Studie musste schriftlich auf einer Einwilligungserklärung bestätigt werden. Die Teilnahme erfolgte dabei selbstadministriert durch die Befragungspersonen. Hierfür wurden umfassende Studieninformationen, Hinweise zum Datenschutz und Anleitungen (bebildert sowie auf Video) erstellt und den Befragungspersonen postalisch zugesendet. Um auch den nichtdeutschsprachigen Befragungspersonen die Teilnahme an der Studie zu ermöglichen, wurden alle Erhebungsmaterialien und Studieninformationen in die Sprachen Englisch, Polnisch, Rumänisch, Bulgarisch, Arabisch und Farsi übersetzt. Im Laufe der Feldzeit erfolgten mehrere schriftliche Erinnerungsversendungen sowie eine telefonische Kontaktierung, um an die Teilnahme zu erinnern und mögliche Nachfragen zu beantworten.
Für die Durchführung der Studie wurde infas durch das SOEP am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Zusammenarbeit mit dem Robert Koch-Institut (RKI) beauftragt. Weitere Kooperationspartner sind das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sowie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF).
Ergebnisse aus dem Corona-Monitoring 2021 sind im Internet unter www.rki.de/lid-studie zu finden.

 

Die Methode, in der ein Interview letztlich realisiert wird, hat dabei keinen Einfluss auf die Kontaktierung, die zunächst regulär im Face-to-Face-Feld stattfindet. Die Vorgehensweise ist dabei die Folgende:
Der Erstkontakt zu einem Haushalt findet über den Versand der Studienankündigung statt. Diese wird allen im Panelregister aufgeführten Befragungspersonen eines Haushalts, die in dem Kalenderjahr 18 Jahre alt werden (2021 waren das beispielsweise alle Haushaltsmitglieder bis zum Altersjahrgang 2003), rund zwei Wochen vor Feldstart zugestellt.
Um für alle Panelhaushalte einen Übergang zum neuen visuellen Erscheinungsbild zu schaffen, wurden die Umschläge und eine Ankündigungskarte mit dem bisherigen Schriftzug „Leben in Deutschland” und dem SOEP-Logo bedruckt. Die Studienunterlagen, die dann kurz vor Feldstart versandt wurden, Umschlag, Brief und Infoflyer mit dem Verweis auf die Studienwebseite unter www.leben-in-deutschland.de waren dagegen im neuen visuellen Look.

IAB-BIB-BAMF-SOEP: Befragung von Geflüchteten aus der Ukraine

Der Krieg in der Ukraine löste eine Fluchtbewegung dort lebender Menschen aus. Auch in Deutschland suchen viele von ihnen Schutz. Um mehr darüber zu erfahren, wie es den Geflüchteten aus der Ukraine in Deutschland geht und wie sich ihre Situation in den kommenden Monaten und Jahren entwickelt, führen das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB), das Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ), das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und das infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft gemeinsam die Studie „IAB-BIB-BAMF-SOEP: Befragung von Geflüchteten aus der Ukraine“ durch.
Für die Studie wurde eine bundesweite Einwohnermeldeamtsstichprobe von seit dem Kriegsausbruch aus der Ukraine zugezogenen Menschen gezogen. Für die erste Befragung im Sommer 2022 werden 48.000 dieser Personen angeschrieben und um Teilnahme gebeten. Der Fragebogen steht auf Ukrainisch und Russisch zur Verfügung und kann entweder online (CAWI) oder schriftlich-postalisch (PAPI) beantwortet werden. Die Studie ist als Panel ausgelegt und eine zweite Befragung ist ab Januar 2023 geplant.

SOEP-FGZ Panel: Zusammenleben in Deutschland

Das SOEP-FGZ Panel ist eine Panelerhebung zum Zusammenhalt der Menschen in Deutschland. Erfasst werden detaillierte Informationen über die Lebensbedingungen der Menschen in Deutschland, wie etwa deren soziale Beziehungen, Bildung, Erwerbssituation, Einkommen und Wohnen. Zudem werden Vorstellungen erfragt, die die Menschen zum Zusammenleben in Deutschland haben, und wie ihre Meinung zu aktuellen Fragen der Gesellschaft ist.
Die erste Erhebungswelle des SOEP-FGZ Panels mit ihren zwei Teilen erfolgte in den Jahren 2021 und 2022 im Methodenmix CAWI und PAPI. Ab der zweiten Welle im Sommer 2022 sind jährliche Erhebungen geplant. Durch die als Panelerhebung angelegte Studie sollen ein besseres Verständnis unserer Gesellschaft ermöglicht und Veränderungen über die Zeit nachvollziehbar werden.
Bei dieser Studie handelt es sich um ein Kooperationsprojekt des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin und des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) am Standort der Universität Bremen.

 

Der nächste Kontaktierungsschritt ist davon abhängig, ob für den Haushalt eine gültige Telefonnummer vorliegt oder nicht. Liegt eine Nummer vor, nimmt der Face-to-Face-Interviewer telefonisch Kontakt zum Haushalt auf. Liegt sie nicht vor oder sind die telefonischen Kontaktierungsversuche erfolglos, nimmt der Face-toFace-Interviewer persönlichen Kontakt zum Haushalt auf.
Für diese Kontaktaufnahme vor Ort steht dem Interviewer die sogenannte Mitteilungskarte zur Verfügung, um sein Anliegen und seine Kontaktdaten im Haushalt zu hinterlassen, falls niemand im Haushalt anzutreffen ist.
Ist ein Kontakt mit dem Haushalt hergestellt, wird ein Interviewtermin vereinbart. Die Erfassung der Haushaltszusammensetzung mithilfe der von infas entwickelten computerbasierten Haushalts- und Beziehungsmatrix wird mit dem Haushaltsvorstand zwingend computerbasiert und intervieweradministriert durchgeführt. Für die anschließende Beantwortung der weiteren Fragebögen stehen den Befragungspersonen im Haushalt alle weiteren Erhebungsmodi, also CASI, PAPI/CAWI und CATI, zur Verfügung.
Ein Blick auf die Realisierungen der Erhebungswelle 2021 zeigt, dass das Angebot der unterschiedlichen Methoden seitens der Befragungspersonen entsprechend genutzt wurde. So haben beispielsweise etwa 24 Prozent der erwachsenen Personen ihren personenbezogenen Fragebogen selbstadministriert online (CAWI) oder in Papierform (PAPI) beantwortet.

Für die Erhebungen im Jahr 2021 wurden dafür nur für die Stichprobe SOEP-CORE 13 Fragebogenvarianten in vier verschiedenen Sprachen in Papierform und genauso viele CAWI-Fragebögen umgesetzt. Auf jedem Papierfragebogen befand sich zusätzlich ein individualisierter Zugangslink zum Online-Fragebogen, sodass jede Person auch zu diesem Zeitpunkt noch einmal die Erhebungsmethode wechseln konnte. Durch eine ausgefeilte technische Steuerung war es möglich, dabei den Zugang zum Onlinefragebogen über eine Landingpage zu steuern und den Befragten trotzdem die jeweils vorgesehenen Fragebögen als ein Instrument vorzulegen. Für die Papierfragebögen war das so nicht möglich, hier wurde über unterschiedliche Titelgestaltung sichergestellt, dass jeder Haushalt die richtige Auswahl an Fragebögen in der jeweils ausgewählten Befragungssprache erhielt.
Eine intervieweradministrierte Befragung haben 2021 dagegen 61 Prozent präferiert, von denen etwa 44 Prozent aufgrund der Corona-Situation CAPI by Phone realisiert wurden.