Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Lebenssituation der Bevölkerung

Trotz der erheblichen Auswirkungen der Corona-Pandemie zeigt sich die Bevölkerung resilient und kann der aktuellen Situation teilweise sogar positive Aspekte abgewinnen. Es zeigt sich aber auch: Die Bevölkerung ist nicht gleichermaßen betroffen. Menschen mit niedriger Lebenslage sind deutlich verunsicherter und besorgter als solche mit mittlerer oder hoher Lebenslage. Das zeigt eine umfassende Studie von infas, die die Auswirkungen der Corona-Pandemie differenziert nach den verschiedenen Lebenslagen der Bundesbürgerinnen und -bürger im Fokus hat.

Bonn, Mai 2020 – Der infas-Lebenslagenindex, ein seit 2007 erhobener Sozialindikator für die Bundesrepublik, beobachtet auf Basis einer kontinuierlichen repräsentativen telefonischen Bevölkerungsbefragung die gesellschaftliche Ungleichheit. Er berücksichtigt die wirtschaftlichen Lebensbedingungen, die gesellschaftliche Teilhabe, die Einschätzung der eigenen Lage und die Zukunftserwartungen. Differenziert nach niedriger, mittlerer und hoher Lebenslage zeigen sich deutliche Unterschiede in den Erwartungen zu den Folgen der Corona-Pandemie. Die nachfolgenden Ergebnisse wurden im April 2020 erhoben, die Studie wird kontinuierlich mit monatsweiser Berichterstattung fortgeführt.

Die Bevölkerung mit einer hohen Lebenslage (LL) hat deutlich weniger Angst davor, sich am Corona-Virus anzustecken (29 Prozent) als die mit mittlerer (38 Prozent) oder niedriger (41 Prozent) Lebenslage. Vermutlich, weil sie zuversichtlicher ist, eine gute medizinische Versorgung zu erhalten, denn gerade einmal 4 Prozent der Bevölkerung mit hoher Lebenslage befürchtet fehlende Hilfe im Falle einer Erkrankung (mittlere LL: 23 Prozent, niedrige LL: 27 Prozent). Die Einschränkungen im täglichen Leben belasten jene mit niedriger Lebenslage deutlicher (41 Prozent) als die mit mittlerer (28 Prozent) oder hohe (19 Prozent) Lebens-lage. Fast die Hälfte (47 Prozent) der Bevölkerung mit niedriger Lebenslage leidet an Einsamkeit, aufgrund des selteneren Kontakts zu anderen Menschen. In dem Segment der mittleren und hohen Lebenslage, sind es nur rund ein Drittel (27 bzw. 31 Prozent).

Eine Einschränkung des Lebensstandards in den kommenden sechs Monaten fürchten in der Bevölkerung mit hoher Lebenslage 31 Prozent (mittlere LL: 53 Prozent, niedrige LL: 60 Prozent). Analog schließen Personen mit hoher Lebenslage im Gegensatz zur restlichen Bevölkerung ernsthafte Geldprobleme praktisch völlig aus (nur 3 Prozent haben diese Sorge), wohingegen sie in der Gruppe mit niedriger Lebenslage sehr ausgeprägt ist (35 Prozent). Auch die Sorge, arbeitslos zu werden ist ausgeprägter (niedrige LL: 26 Prozent, mittlere LL: 10 Prozent, hohe LL: 3 Prozent)

Das Vertrauen in staatliches Handeln ist in der Bevölkerung mit niedriger Lebenslage gering. Während mehr als jeder Zweite (52 Prozent) mit niedriger Lebenslage überzeugt ist, dass aufgrund der Corona-Krise die Renten nicht mehr sicher sind, sind es bei den Menschen mit mittlerer Lebenslage nur 24 Prozent und mit hoher Lebenslage gerade einmal 19 Prozent.

Dass die Krise das Ansehen der Volksparteien steigen lässt, äußern in der Gruppe mit niedriger Lebenslage 32 Prozent, mit mittlerer Lebenslage 42 Prozent und mit hoher Lebenslage 62 Prozent. Dass das Vertrauen in staatliches Handeln durch die Krise steigt, davon sind in der Bevölkerung mit niedriger Lebenslage 18 Prozent überzeugt (mittlere LL: 46 Prozent, hohe LL: 55 Prozent).

Die infas-Studie zur Corona-Pandemie beinhaltet weitere Ergebnisse zur Pandemie und den Themen Arbeit, Kinderbetreuung oder Einkaufsverhalten.