Die Entwicklung von Disease-Management-Programmen (DMP) wurde unter anderem durch ein Gutachten des Sachverständigenrats für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen (2000/2001) eingeleitet. Darin konstatierten die Experten eine erhebliche Über-, Unter- und Fehlversorgung bei der Behandlung chronisch Kranker in Deutschland. Bei deutlichen Defiziten hinsichtlich der Koordinierung und Kontinuität der Betreuung von chronisch Kranken sowie angesichts der dort entstehenden hohen Kosten wurde dringender Handlungsbedarf festgestellt. Ein DMP ist ein Organisationsansatz medizinischer Versorgung, bei dem die Behandlungs- und Betreuungsprozesse von Patienten über den gesamten Verlauf einer – chronischen – Krankheit und über die Grenzen der einzelnen Leistungserbringer hinweg koordiniert und auf der Grundlage medizinischer Evidenz optimiert werden. Seit der Einführung des ersten DMP Diabetes Typ 2 im Jahr 2003 werden nunmehr alle Programme (Indikationen: Diabetes mellitus Typ 1 und 2, Brustkrebs, KHK, Asthma bronichale und COPD) aller Kassen unter der Ägide des BVA umfassend evaluiert. In einem Konsortium bestehend aus PROGNOS und WIAD führt infas als Konsortialführer die Evaluation im Auftrag der Allgemeinen Ortskrankenkassen und der Knappschaft durch. Ausgewertet werden die Behandlungs- und Leistungsdaten sowie die subjektive Lebensqualität von Teilnehmern der DMP. Datengrundlage bilden die Dokumentationen der behandelnden Ärzte, die Kosten für die einzelnen Leistungserbringer bzw. -bereiche aus den Routinedaten der Krankenkassen sowie die Veränderungen der subjektiven Lebensqualität der Patienten durch deren schriftliche Befragung. Die Evaluation zeichnet sich dadurch aus, dass für die den Programmen zugrundeliegenden Indikationen erstmalig in großem Umfang medizinische Daten patientenbezogenen erhoben und mit weiteren Daten verknüpft werden.